Der Schmetterling ~ Nr.74 Sonntag, 13. April 2025 0271-7411-0102 ~ www.lfl-siegen.de |
Wenn aus den Weltenweiten
Die Sonne spricht zum Menschensinn
Und Freude aus den Seelentiefen
Dem Licht sich eint im Schauen,
Dann ziehen aus der Selbstheit Hülle
Gedanken in die Raumesfernen
Und binden dumpf
Des Menschen Wesen an des Geistes Sein.
… heißt ein weiteres Wochenendseminar (am 23. und 24. Mai 2025 in Tübingen) der ExtraKurse für FörderlehrerInnen, das wir gerne weiterempfehlen.
… wünschen wir im Voraus, weil der Schmetterling zwei Wochen Ferienpause macht. Unten vervollständigen wir das Quartett der vier großen „Jahreszeitenfeste“ (Johanni, Michaeli, Weihnachten) mit Ostern. Oben lesen Sie „verbotenerweise“ bereits den Wochenspruch für die Osterwoche ~ zu Ostern ergibt sich ja meist eine Verschiebung. Den Spruch für die letzte Woche vor Ostern (Karwoche) hatten wir bereits im letzten Schmetterling. Schöne Ferien also! Wir sind natürlich erreichbar ~ für Ihre Spenden, Beitrittserklärungen, Hilfsangebote, Fragen …!
Auch Ostern fällt, wie Weihnachten, stets in die Ferien. Aber wir leben in der Schule darauf hin und lassen es nachklingen. Was bedeutet uns dieses Fest?
Wollte man eine Rangfolge der christlichen Feste aufstellen, könnte man sich streiten, ob Weihnachten oder Ostern wichtiger ist. Kinder würden vermutlich für Weihnachten stimmen. Ostern aber ist doch wohl das Fest, in dem der wichtigste Inhalt des Christentums gefeiert wird: die Erlösung der Menschheit durch Tod und Auferstehung Jesu Christi.
Wir sind ja keine Theologen und unsere Schule soll selbstverständlich konfessionell gänzlich frei sein. Aber solche Kultur-Inhalte, Feste und Bräuche, ja selbst heilige Überlieferungen wie die Bibel „gehören“ ja keiner Kirche, sondern uns allen. Deswegen können wir alle überlegen, ob und wie wir sie pflegen wollen. Wenn wir sie aber pflegen wollen, dann sollte es „von innen“ geschehen, also indem man den tieferen Sinn des Althergebrachten erfragt. Ansonsten geht dies den Weg alles Irdischen und höhlt sich immer mehr aus; und von solchen verlassenen Kokons gibt es ja wahrlich schon genug.
So ist es hinsichtlich Ostern, wie wir es in der Waldorfpädagogik auch sonst sehen: Was wir als Erwachsene in uns tragen, wirkt auf die Kinder, auch wenn wir es ihnen gegenüber nicht direkt aussprechen können und dürfen. Auf dieser Grundlage können dann die Osterbräuche schön und stimmig werden, auch für die Kleinen.
Denn die Auferstehung findet ja auch in der Natur statt. Nicht umsonst wurde das Osterfest, das ja wie auch Weihnachten auf weitläufige vorchristliche Traditionen zurückgeht, auf den Frühling gelegt. Die Eier, der Hase, alles ist nicht irgendwie willkürlich von jemandem ausgedacht, sondern passt recht gut zu dem, was dann auch das Christentum als Ostern erlebt.
Ostergras-Samen, vielleicht schon zu Nikolaus in einer goldenen Walnuss-Schale eingeschlossen den Kindern übergeben, werden in der vorösterlichen Zeit in kleine Schälchen gesät, so dass sie zu Ostern als frische grüne Halme da sind und ein Osternest ergeben. Osterglocken-Zwiebeln, im Herbst in die Erde gesteckt, bringen jetzt blühende Schönheit. Solche kleinen Dinge geben den Kindern innere Verbindung zu den Jahreszeiten, wenn sie ernst genommen und gewürdigt werden. 2
Will man mit Kindern den Schatz der Evangelien erfahren oder braucht Hilfe, um auf ihre Fragen antworten zu können, bietet sich das Buch an: Brigitte Barz und Ursula Hausen, Das Neue Testament für Kinder, 5. Auflage 2019. „Mit dieser besonderen Bilderbibel ist es möglich, in einer kindgemäßen Weise Sonntag für Sonntag durch das ganze Jahr hindurch die Ereignisse des Evangeliums vorlesend (und später selbst lesend) zu vergegenwärtigen. Ein schönes Geschenk für Paten, Großeltern etc., das Kinder viele Jahre lang beglücken und begleiten kann.“ Auf dem Cover (siehe oben) sehen Sie das berühmte Auferstehungsbild aus dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald ~ und auch hier ist der untere, dunkle Teil für die Kinder weggelassen.
Die Natur feiert die Auferstehung und Erlösung mit ~ das erfährt der staunende Parzifal in Richard Wagners letztem Werk sogar schon am Karfreitag: „Halm und Blume aus den Auen“ merken, „dass heut des Menschen Fuß sie nicht zertritt“; die Natur „blickt zum erlösten Menschen auf“. Der evangelische Theologe Claus-Dieter Osthövener schreibt dazu: „Die Natur, die stumme Schöpfung schaut in ihrer Schönheit zum Menschen empor. Und indem der Mensch sich dieser kreatürlichen Schönheit zuwendet, vermag er mit ihr zu empfinden, schaut er sich selber an, von unten her. Und so auch über sich hinweg, aufwärts. Ins Licht.“
1 Für ein Grundverständnis von Steiners Sicht sind z.B. die vier Vorträge in Norrköping „Christus und die menschliche Seele“ (GA 155) zu empfehlen, wobei zu bedenken ist, dass diese Vorträge für Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft gehalten wurden, die mit Steiners Terminologie schon vertraut waren. ⇑
2 Anregungen dazu gibt es in den Büchern: Christiane Kutik, Das Jahreszeitenbuch, 15. Auflage 2025; Brigitte Barz, Feiern der Jahresfeste mit Kindern, antiquarisch erhältlich. ⇑