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Der Schmetterling ~ Nr.80

Sonntag, 8. Juni 2025
Lernen fürs Leben Siegen e.V.

0271-7411-0102  ~  www.lfl-siegen.de

Zu sommerlichen Höhen
Erhebt der Sonne leuchtend Wesen sich;
Es nimmt mein menschlich Fühlen
In seine Raumesweiten mit.
Erahnend regt im Innern sich
Empfindung, dumpf mir kündend,
Erkennen wirst du einst:
Dich fühlte jetzt ein Gotteswesen.


Pfingst-Konzert „Der Geist weht wo er will“

Morgen, Pfingstmontag, 9. Juni 2025, 11.30 Uhr, in der Christengemeinschaft in Siegen, Kirche am Häusling, Melanchthonstr. 61: Trio trisono: Viola, Klavier, Sprecher und kleines Schlagzeug.

„Am Pfingstmontag haben wir ein erstklassiges Konzert bei uns im Gemeindesaal: Herr Wiesemann kommt wieder mit der ukrainischen Pianistin Oksana Shnit und diesmal mit der französischen Bratschistin Margot Le Moine. Sie spielen Werke von Georg Philipp Telemann, Robert Schumann, Johann Sebastian Bach, Gabriel Fauré und Günther Wiesemann. Es waren immer sehr besondere Konzerte und wir dürfen uns auf dieses Pfingstkonzert „Der Geist weht wo er will“ sehr freuen. Bitte sagen Sie es in ihrem Freundeskreis weiter und kommen Sie zahlreich, es lohnt sich!“

Schulkonzept in Häppchen:  Qualitätssicherung ~ kann Spaß machen!

Qualitäts-was? Sind wir bei der Bundeswehr? Qualität muss sich doch entwickeln, wachsen, muss jeden Tag wie eine lebendige Pflanze gepflegt werden, oder?

Die Suche nach dem richtigen Wort führt tatsächlich auf die Spur zum Problem. Qualitätsentwicklung? Das könnte dazu verleiten, die Sache als einmaligen Prozess zu betrachten, was sie nicht ist. Deswegen spricht das Schulgesetz NRW stets im Doppelpack von „Qualitätsentwicklung und -sicherung“, und als konkrete Handhabe ist die „Qualitätsanalyse“ in Gebrauch. Wenn man sich die diesbezüglichen Bemühungen im staatlichen Schulsystem anschaut, wird klar, dass die Frage der Schulautonomie dabei deutlich „anklopft“.1 Wir sind dieser Frage, die keine Waldorfspezialität ist, sondern im „Zeitgeist“ liegt, im Abschnitt „Zwischen Autonomie und Schulgesetz: unser ‘Auftrag’“ bereits nachgegangen. Rekapitulieren wir:

Wir müssen uns also klar sein darüber, was an Waldorfpädagogik auch von der „Organisation“ her so anders ist, dass man Instrumente von außen möglicherweise nicht sinnvoll hereinkopieren kann.

Das Problem, um das es bei Qualität geht, ist das altbekannte des Barons von Münchhausen, der in einen Sumpf geraten ist. Das gibt es, wie überall, auch in der Schule: der Sumpf der Betriebsblindheit, des Schlendrians, des suboptimalen Arbeitens überhaupt. Einerseits ist das fachliche und pädagogisch-didaktische Wissen und Können der Lehrkräfte die Basis für guten Unterricht und gute Förderung. Andererseits kann dieses Wissen und Können nicht ein für alle mal in der Ausbildung angeeignet werden, sondern muss sich stets wieder, weil man mit Menschen arbeitet, authentisch machen, und muss sich flexibel und entwicklungsfähig halten. Hierfür spielen Schwung, Motivation, ja die verfügbaren Kraftressourcen die entscheidende Rolle. Anregungen können von außen gegeben werden, aber die Arbeit muss „im System“ stattfinden, daher Münchhausen.

Der bunte, musisch und praktisch durchsetzte Lehrplan der Waldorfschule (Lernen mit Hand, Herz und Kopf) mag viele erfrischende Elemente haben. Aber ein Plan muss von innen mit Leben erfüllt werden. Betrachten wir daher die andere Seite: suchen wir Elemente, wo wir uns in der Schulpraxis bewusst darauf einlassen, dass unsere Flexibilität herausgefordert wird und unsere (gemeinsame) Reflexion angeregt wird, damit wir nicht der Betriebsblindheit und dem Schlendrian erliegen.

Und dennoch ist stets die Gefahr, zu sehr im eigenen Saft zu schmoren. Aber dem steht einiges entgegen, denn man lebt als LehrerIn ja nicht abgeschottet hinter seiner eigenen Klassentür. Man lebt das Schulganze mit, und da bewegt sich immer etwas:

Letztendlich steht aber kein Lehrer allein da. Und dies ist eigentlich das fundamentalste Merkmal der Waldorfpädagogik, so wie wir sie aus erneuertem Impuls pflegen wollen. Denn im Zentrum steht die Konferenz.

Die Konferenz als zentrales Organ unserer Selbstverwaltung wird maßgeblich von den Lehrkräften getragen. Aber sie ist offen: IntegrationshelferInnen, FSJlerInnen, LangzeitpraktikantInnen, Eltern ~ je nach Thematik kommen sie dazu. Die HelferInnen sehen wir als Teil unseres Teams und bieten auch für sie entsprechende regelmäßige praxisbegleitende Kurse. Die Klassenteambesprechungen ermöglichen gemeinsame Reflexion und wechselseitiges Lernen.

Auch die Elternabende, die ja bekanntermaßen an Waldorfschulen häufiger gepflegt werden, gehören zur Qualitätsarbeit. Nur wenn die Erwachsenen sich begegnen, können sie den schützenden Kreis um die Kinder bilden.

Und natürlich gibt es auch die individuellen Förderpläne und die Zeugnisse. Beide sollen aus unserer Sicht nicht für die Schublade sein! Die Förderpläne ermöglichen die vertiefte Reflexion zwischen den KollegInnen über die Kinder, und die Besprechungen, auf deren Grundlage sie entstehen, sind eigentlich lebendiger und fruchtbarer als das Stück Papier selbst. Die Zeugnisse sollen, auch mit ihrem Zeugnisspruch für die Kinder, ein Stück ausgedrückte Wertschätzung zum sommerlichen Schuljahreswechsel sein.

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Und jetzt die entscheidende Frage: Wer hat denn Energie für das Ganze? Neben dem Unterricht noch wöchentlich Konferenz und Extraveranstaltungen? Wird das wenigstens bezahlt?

Tatsächlich aber hat es KollegInnen-Äußerungen gegeben wie „Eigentlich müsste ich noch Geld bezahlen, dass ich hier arbeiten darf.“ Das klingt natürlich unglaublich und übertrieben, und war auch so gemeint. Dennoch weist es auf einen realen Punkt hin: Offenbar kann man in seinem Kopf (oder anderswo) einen gewissen Schalter umlegen. Und als Schulinitiative kann man die entsprechende bewusste Entscheidung treffen. Jedenfalls kennen wir, zumindest auch, die vielfach wiederholte Erfahrung: du schleppst dich mühsam in eine Konferenz ~ und kommst erfüllt zurück. Auf diese Kraft-Ökonomie kann man sehr wohl bauen und aufbauen. Man muss sie allerdings öfters wieder entdecken, weil sie außerhalb in der Berufswelt nicht gerade gängig ist.

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Gibt es eine Quintessenz?

An vielen Stellen merken wir, dass das Anregende, Verbessernde, ja emotional Beflügelnde aus einem gemeinsamen Bemühen entsteht, und nicht im stillen Kämmerlein. Es wird oft überraschend neu geboren, nicht durch Rückgriff auf ein Handbuch oder ein Schema.

Tatsächlich dürfte dies die wichtigste Quelle von Waldorf-Qualität sein. Rudolf Steiner hat es der Bewegung gleich im Anfang mit auf den Weg gegeben; er drückte sich im Lehrer-Kreis zum feierlich-intimen Beginn vor dem ersten Schultag (Stuttgart 1919) etwa so aus: „Hinter jedem von uns steht sein Engel, ihm die Hände sanft aufs Haupt legend; dieser Engel gibt Euch die Kraft, die Ihr braucht“. Das ist also das Individuelle („Jeder muss voll verantwortlich sein.“). Dann aber kommt die Gemeinschaft: „Über Euren Häuptern schwebt der Reigen der Erzengel. Sie tragen von einem zum andern, was einer dem andern zu geben hat. Sie verbinden Eure Seelen. Dadurch wird Euch der Mut, dessen Ihr bedürft. Aus dem Mut bilden die Erzengel eine Schale.“ Und erst in diese gemeinschaftliche „Schale des Mutes“ kann „von dem wirkenden Zeitgeist ein Tropfen des Zeitenlichtes“ fallen.

Also nur wenn Individuum und Gemeinschaft Hand in Hand zur Geltung kommen3, kann Waldorfschule „zeitgemäß“ sein und ihren Auftrag erfüllen.

1 Vgl. §3 SchulG NRW, „Schulische Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, Qualitätsentwicklung und -sicherung“. Dort ist auch die Pflicht zur Erstellung eines Schulprogramms verankert, dessen Erfolg regelmäßig evaluiert werden muss.

3 Dies ist ein von Steiner in vielfachen Variationen behandeltes Thema; siehe z.B. die Vorträge am 6. und 12. Dezember 1918 über „Soziale und antisoziale Triebe im Menschen“ in GA 186.


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