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Der Schmetterling ~ Nr.91

Sonntag, 28. September 2025
Lernen fürs Leben Siegen e.V.

0151-5737-5277  ~  www.lfl-siegen.de

Natur, dein mütterliches Sein,
Ich trage es in meinem Willenswesen;
Und meines Willens Feuermacht,
Sie stählet meines Geistes Triebe,
Dass sie gebären Selbstgefühl
Zu tragen mich in mir.


Heute: Konzert der Eichhof-Band & Courage

Sonntag 28. September 2025, 16:00 Uhr, Lebensgemeinschaft Eichhof, 53804 Much:

Endlich ist es wieder soweit: Die Eichhof-Band um Anna Kleine-Horst und Lynn Rabael Poppke spielt ihr jährliches Konzert auf heimischer Bühne! Diesmal präsentieren sie nicht nur neue Songs, sondern spielen zusammen mit der Gast-Band „Courage“ um deren Bandleader Udo Seehausen.

Infos: Tel.: 02295/ 920 2-0, Tickets 10,00 Euro / 5,00 Euro (ermäßigt) an der Tageskasse.

Schulanmeldungen und Lampenöl

Mehrere Eltern stellten mittlerweile die Frage, ob denn bei uns schon Schulanmeldungen möglich sind.

Das ist erstmal nicht der Fall. Es wäre unseriös, schon jetzt Listen zu führen und so zu tun, als wäre ein Schulanfang für den Sommer 202X garantiert. Und als wäre überhaupt der Schulstandort schon sicher.

Wir beantworten solche Anfragen dann ungefähr so: Leider sind wir noch nicht so weit. Aber wir freuen uns, wenn Sie mit uns weiteren Kontakt aufnehmen. Vielleicht haben Sie Lust und Möglichkeit, etwas zu tun für das Entstehen einer Heilpädagogischen Schule auf Waldorf-Grundlage im Raum Oberberg / nordwestliches Siegerland, oder wo auch immer.

Wir sagen aber nicht: Es hängt von Ihnen ab, ob und wann wir eine Schule für Ihr Kind eröffnen können. Klotzen Sie mit ran, helfen Sie uns, dann haben Sie vielleicht bald einen Schulplatz.

Zwischen beiden Antworten scheint vielleicht kein gewaltiger Unterschied zu sein. Aber: es ist eben ein Unterschied, ob man für sich (oder für sein Kind, oder auch für seine „Institution“) etwas erreichen will durch seine Arbeit ~ oder ob man sein eigenes Tun so erlebt: Das macht Freude und Sinn! Das löst mich sogar aus meinen selbst-bezogenen Sorgen (die ja heute weißgott nicht unbegründet sein müssen).

Ein feiner Unterschied, den man aber scharf in den Blick nehmen kann. Das hat Rudolf Steiner 1905 getan. In einem Aufsatz „Geisteswissenschaft und Soziale Frage“ formulierte er das berühmte „Soziale Hauptgesetz“. Wir haben es im Zusammenhang mit der Oberstufe schon einmal angedeutet. Es mag die Sorgen der Eltern, die dringend einen Schulplatz suchen, zunächst nicht lindern. Aber es nützt eben auch nichts, am Gras zu ziehen, damit es schneller wächst. Jedenfalls ergreifen wir dankbar die Gelegenheit, das soziale Hauptgesetz einmal zu zitieren: 1

Nun, das soziale Hauptgesetz, welches durch den Okkultis­mus aufgewiesen wird, ist das folgende: «Das Heil einer Ge­samtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist um so größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich be­ansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mit­arbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.» Alle Einrichtungen innerhalb einer Gesamtheit von Men­schen, welche diesem Gesetz widersprechen, müssen bei längerer Dauer irgendwo Elend und Not erzeugen. ~ Dieses Hauptgesetz gilt für das soziale Leben mit einer solchen Aus­schließlichkeit und Notwendigkeit, wie nur irgendein Naturgesetz in bezug auf irgendein gewisses Gebiet von Naturwirkungen gilt. Man darf aber nicht denken, dass es genüge, wenn man dieses Gesetz als ein allgemeines moralisches gelten lässt oder es etwa in die Gesinnung umsetzen wollte, dass ein jeder im Dienste seiner Mitmenschen arbeite. Nein, in der Wirklichkeit lebt das Gesetz nur so, wie es leben soll, wenn es einer Gesamtheit von Menschen gelingt, solche Einrich­tungen zu schaffen, dass niemals jemand die Früchte seiner eigenen Arbeit für sich selber in Anspruch nehmen kann, sondern doch diese möglichst ohne Rest der Gesamtheit zugute kommen. Er selbst muss dafür wiederum durch die Arbeit seiner Mitmenschen erhalten werden. Worauf es also ankommt, das ist, dass für die Mitmenschen arbeiten und ein gewisses Einkommen erzielen zwei voneinander ganz ge­trennte Dinge seien.

Was hat das mit Schulanmeldungen und ehrenamtlicher Tätigkeit zu tun? Bezieht sich das „Gesetz“ nicht einfach auf die Erwerbsarbeit? Aber nein, Arbeit und „Einkommen“ sollen ja gerade getrennt sein, und Geltungsbereich sei das gesamte „soziale Leben“. Zugleich ist keine moralische Gesinnung, keine edle Haltung gemeint, sondern das Schaffen von „Einrichtungen“ … ?

Meditations-Stoff also für sonntägliche Besinnung ~ oder einfach Stoff für alltägliche Beobachtung. Denn „wie ein Naturgesetz“ soll das Gesetz gelten, sagt Steiner. Wenn das so ist, könnte man ja wirklich ganz nüchtern, nicht moralisch, „mit offenen Augen die Welt um sich herum betrachten“ (wie es am Aufsatz-Anfang heißt), um sich mit dem „Gesetz“ ein Stück Wirklichkeit aufzuschließen.

Unserer Erfahrung entspricht das Gesetz jedenfalls. Es ist ein kleiner, aber feiner und wesentlicher Unterschied, ob an einem Lebensort die Dinge so arrangiert sind, dass man sich gerne einsetzt, dass man leichten Herzens gibt, dass das eigene Tun sich in einen Strom einfädelt ~ oder ob man aufpassen muss, dass stets genug zurückkommt, dass man nicht übervorteilt wird, dass man seine Schäfchen im Trockenen behält. Wir haben Schulaufbau und Gemeinschaftsbildung so erlebt, dass uns in diesem Sinn eine „heilsame“ Einrichtung geglückt ist. Die „Früchte der eigenen Arbeit“ können besser wachsen, wenn man sie von sich fortziehen lässt wie die großwerdenden Kinder. Und die Kinder können besser wachsen, wenn man sie nicht als Objekte der eigenen Arbeit ansieht, nicht meint an ihnen ziehen zu müssen.

Selbstverständlich, auch an einer „glückenden“ Schule müssen die LehrerInnen ihr Gehalt bekommen, die Eltern ihren Schulbeitrag bezahlen und so weiter. Aber wenn z.B. an dieser Stelle solidarische und vertrauensbasierte Modelle des Ausgleichs gelebt werden, dann lebt es sich deutlich anders in dieser „Einrichtung“, und der Blick wird frei. Denn grundsätzlich ist die Frage, ob die Welt, für die man sich interessiert, an den Grenzen der eigenen Einrichtung aufhört. In Steiners späterer Konzeption der „Dreigliederung des sozialen Organismus“ hört z.B. die Welt der in der Wirtschaft tätigen Menschen wahrhaftig nicht an den Betriebsgrenzen auf, sondern ist durch „Assoziationen“ weit vergrößert (heute werden ja die Lieferketten gesellschaftlich thematisiert). Von Einrichtungen des „freien Geisteslebens“ ganz abgesehen!

Und es ist nicht moralisch und auch nicht ironisch gemeint, sondern soll nüchtern das Bild ergänzen, wenn wir an dieser Stelle als Kontrast noch einmal zurückdenken an Sätze, die an exponierter Stelle zu hören waren, als unsere „Einrichtung“ in Schieflage geraten war: „Was hier sonst los ist, interessiert mich nicht; ich will das Beste für mein Kind.“ Oder auch später: „Es war ein hartes Stück Arbeit, bis wir es wieder so schön hatten wie früher.“

Doch Egoismus in diesem Sinne ~ Arbeiten für sich selbst, wo man doch unter andern Menschen ist ~ ist einfach eine Illusion. „In Wahrheit kann man in einem sozialen Organismus ebenso wenig für sich arbeiten, wie man sich selber aufessen kann.“, sagte Steiner, als er 1919 in einem Vortrag auf das „Soziale Hauptgesetz“ zu sprechen kam. 2 In einer arbeitsteiligen Welt ~ also überall, denn niemand lebt als Einsiedler im Wald und ernährt sich von Beeren ~ ist es in Wirklichkeit gar nicht möglich, egoistisch zu leben. Weder einem einzelnen noch einer Firma, Einrichtung, etc. Mit der „Ge­samtheit von zusammenarbeitenden Menschen“, mit „Mitarbeiter“ kann im „Sozialen Hauptgesetz“ nichts gemeint sein, was sich nach außen egoistisch abgrenzt. „Unter allem, was geschieht, ist dieser volkswirtschaftliche Al­truismus das Tätige.“ Dann allerdings erhebt sich als „Überbau“, als „reale Lüge“ darüber der „Egoismus der heutigen Wirtschaftsordnung“. Das führt hier zu weit, aber wir können das Bild mitnehmen: Also sehen wir im Alltag doch zu, dass wir dem Altruismus in uns allen keine Stöcke zwischen die Beine werfen.

*

Was „Arbeit“ überhaupt ist oder sein kann, können wir übrigens am besten an den Kindern ablesen! Das Spielen der kleinen Kinder ist der Vorläufer der Arbeit der Erwachsenen, und die Aufgabe der Schule kann man sogar so umreißen, dass sie das eine in das andere überzuführen hilft. Rudolf Steiner in einem pädagogischen Kurs im April 1923: 3

Es handelt sich nicht darum, dass man vom Spiel dasjenige nimmt, was einem als Erwach­senem angenehm ist, sondern das, was gerade aus dem kindlichen Lebensalter beim Spiel herauskommt. Und da frage ich Sie: Ist dem Kinde das Spiel Spaß oder Ernst? Das Spiel ist dem gesunden Kinde durchaus nicht spaßhaft, sondern sehr ernst. Es fließt in wirklichem Ernst aus der menschlichen Organisation das Spiel heraus im kindli­chen Alter. Treffen Sie nur diesen Ernst des Spiels für das schul­pflichtige Alter, dann unterrichten Sie das Kind nicht spielend in dem Sinne, wie man es meint, sondern mit dem Ernste, den das Kind sel­ber bei seinem Spiel hat.

Und am nächsten Tag:

Dasjenige, was der spätere Ernst des Lebens fordert und der spätere Ernst des Lebens in Arbeit hineinverwebt, das wird beim Kinde, wie ich schon gestern erwähnte, als Spiel betätigt, aber als Spiel, das zunächst dem Kinde voller Ernst ist. Und der Unterschied zwischen dem Spiel des Kindes und der Arbeit des Lebens besteht le­diglich darin, dass bei der Arbeit des Lebens zunächst das Einfügen in die äußere Zweckmäßigkeit der Welt in Betracht kommt, dass wir da hingegeben sein müssen an die äußere Zweckmäßigkeit der Welt. Und das Kind will dasjenige, was es in Betätigung umsetzt, aus sei­ner eigenen Natur heraus entwickeln, aus seinem Menschenleben heraus entwickeln. Das Spiel wirkt von innen nach außen; die Arbeit wirkt von außen nach innen. Darin besteht ja gerade die ungeheuer bedeutungsvolle Aufgabe der Volksschule, dass das Spiel allmählich in Arbeit übergeführt wird.

Peter Handke brachte es auf den Punkt: 4

Als das Kind Kind war,
spielte es mit Begeisterung,
und jetzt, so ganz bei der Sache wie damals, nur noch,
wenn diese Sache seine Arbeit ist.

*

Blicken wir zum Schluss noch auf die Entstehung des „sozialen Hauptgesetzes“. Der Steiner-Schüler Karl Ballmer beschreibt diese so:

Bedingung für die Rezeption des sozialen Hauptgesetzes ist […] die Einsicht, dass das soziale Hauptgesetz nicht etwa ein zu realisierendes Ideal beschreibt, sondern eine gegebene Realität verkündigt. 5 […] Man ist in den Jahren 1905, 1906. Rudolf Steiner „arbeitet“, er arbeitet in einer „Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen“. Das Grundwerk „Theosophie“ ist im Jahre 1904 erschienen. Rudolf Steiner reist, in Mitteleuropa, West und Ost, nach Süd und Nord. Freundliche Gastgeber, bei denen er auf seinen Reisen nächtigt, pflegen sorgsam bedacht in sein Schlafzimmer die wohlgefüllte Petroleumlampe zu stellen. Am Morgen ist dann das Petrol bis auf die letzte Spur ausgebrannt. Wann schläft er eigentlich? Mit der Geistesschau scheint es sich nun doch nicht so zu verhalten, wie der kleine Moritz sich die Sache vorstellt. Geistesforschung scheint Arbeit zu sein. Vielleicht hat Rudolf Steiner in der Nacht vier Stunden gearbeitet, um am nächsten Tag dem theosophischen Herrn X oder der Dame Y so im Vorübergehen ein ganz kleines Aperçu zu spendieren. Rudolf Steiner verausgabt ~ so im Vorübergehen ~ die „Erträgnisse seiner Leistungen an seine Mitarbeiter“.

Hätte nicht Rudolf Steiner in den Nächten, ganz abgesehen von den Stunden des Tages, interessante Bücher schreiben können, Bücher von der Art, der ein großer Bedarf aus gewissen Intelligenzschichten immer angemeldet ist? Die Verfasser erfolgreicher Bücher für gewisse Intelligenzbedürfnisse pflegen im Grandhotel zu nächtigen und ein Bankkonto zu haben, sie befriedigen und begleichen adrett ihre Bedürfnisse aus den Erträgnissen ihrer Leistungen. Rudolf Steiner ließ sich sein Bedürfnis nach ein ganz klein wenig Licht in der Nacht von der freundlich gastgeberischen Petrollampenleistung der andern befriedigen.

Das soziale Hauptgesetz beschreibt also eine unmittelbar gegebene Realität. […]

1 Aus GA 34, online hier.

2 GA 329, S.145, online hier.

3 GA 306, S.67, S.76

4 Im „Lied vom Kindsein“ (im Film „Der Himmel über Berlin“)

5 Ballmer schreibt bewusst „verkündigt“, er spielt damit auf Steiners Sprachgebrauch „geisteswissenschaftliche Verkündigung“ am Ende des Aufsatzes an. Auch der oben mit-zitierte Ausdruck „Okkultismus“ ist vor diesen Hintergründen zu verstehen.

Nicht nur arbeiten! Tanzen!

Traditionelle Tänze der Völker aus aller Welt zum Mittanzen ~ das gibt es nach wie vor jeden Dienstagabend an der Siegener Johanna-Ruß-Schule. Hier die Termine der einen Gruppe, hier der anderen.


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