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Der Schmetterling ~ Nr.90

Sonntag, 21. September 2025
Lernen fürs Leben Siegen e.V.

0151-5737-5277  ~  www.lfl-siegen.de

Ich darf nun mir gehören
Und leuchtend breiten Innenlicht
In Raumes- und in Zeitenfinsternis.
Zum Schlafe drängt natürlich Wesen,
Der Seele Tiefen sollen wachen
Und wachend tragen Sonnengluten
In kalte Winterfluten.


Whole School Approach

Der neuen Ausgabe des NRW-„Amtsblatts“, auf das wir schon einmal hinwiesen, entnehmen wir den Hinweis auf einen Artikel zum Thema: Der Whole School Approach: Wie kann schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung umfassend gelingen? Das ist interessant für den, der unser waldorfpädagogisches Schulprojekt vor dem Hintergrund paralleler Bestrebungen im öffentlichen System verorten möchte.

„Im Ernst? Was haben wir damit zu tun?“, mag sich mancher fragen, der in den mit Fremdwörtern und Abstraktionen gespickten Text guckt. „Alle paar Jahre neue Akronyme, Anglizismen, Approaches … Was hat das mit Waldorfpädagogik zu tun?“ Aber immerhin kann man sich am Textanfang leicht orientieren, worum es geht:

„Innovative Lernformate, die Imkerei-AG, das Schullabel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Fair Trade-Schokoriegel im Schulkiosk – das alles sind Beispiele für wichtige Bausteine einer schulischen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), die allerdings oftmals unverbunden nebeneinanderstehen.

An dieser Stelle setzt der so genannte Whole School Approach (WSA) an. Sein Ziel ist es, sämtliche schulische Programme und Maßnahmen im Bereich BNE in ihrer Gesamtheit zu erfassen und zu bündeln, systemische und ganzheitliche Lösungen zu fördern und alle Akteursgruppen der Schulgemeinschaft aktiv und partizipativ in Weiterentwicklungsprozesse einzubeziehen. Dadurch wird BNE zu einem verbindenden Leitprinzip, das im Unterricht und in der gesamten Schulentwicklung wirksam werden kann.

Über diesen Zugang wird erkennbar, dass schulische BNE über eine rein ökologische Ausrichtung hinaus auch die soziale, die kulturelle und die ökonomische Dimension von Schulentwicklung in den Blick nimmt.“

Das wollen wir auch, oder? Wir würden den obigen Satz sogar leicht ausweiten und sagen, dass wir „über eine rein ökologische Ausrichtung hinaus auch die soziale, die kulturelle und die ökonomische Dimension von Gesellschaftsentwicklung in den Blick“ nehmen wollen. Wahrscheinlich war das auch gemeint, denn BNE (auf die wir uns ja im Schulkonzept beziehen) würde sich selbst widersprechen, wenn die Schule im eigenen Saft schmoren würde, wenn also nur auf dem Schulgelände der „richtige“ Schokoriegel gekauft würde, nachmittags aber alles egal wäre. Und dann könnte man den Kritikern den bösen Verdacht nicht verwehren, all die Plaketten dienten doch eher dem eigenen moralischen Wohlgefühl. Eine der BNE verpflichtete Schule müsste also eine gesellschaftliche Ausstrahlung haben.

Dennoch müsste es den Pädagogen zunächst darum gehen, dass die eigene Schule von den Kindern selbst als Einheit erlebt werden kann, und nicht als Sammelsurium von Inputs, die von irgendwoher aus der Gesellschaft kommen, womöglich über Anpassungsdruck. Ja, wenn man wirklich das Erleben der Kinder meint, kann man an dieser Stelle nostalgisch auf das heimatliche „Haus des Lernens“ verweisen, von dem seinerzeit in der Ära Johannes Rau geträumt wurde. Ein „Haus“ ist ja eine solche Einheit ~ lebendig in die große Einheit „Welt“ einbezogen, wie Kinderzeichnungen zeigen. Aber damit wirklich schulisches „Zuhause“ entsteht (was nicht nur für Kinder mit Förderbedarf, sondern für alle wichtig wäre), hätte man sich damals ernsthaft weiter an die Schulautonomie herantrauen müssen. Die Entwicklung kippte leider in die Gegenrichtung, wie Heiner Barz in diesem wichtigen Artikel darstellt. Und es liegt eigentlich auf der Hand: Lebendige Lernorte könnten staatlich ermöglicht, aber eher nicht staatlich organisiert werden …


Wir wollen nicht in allzu platter Weise Hase und Igel spielen („Ick bün all hier“), aber: In Bezug auf „Whole School“ könnte die Waldorfbewegung ihr Profil schärfen, indem sie ihre geerbte Substanz öffentlich zu vertreten versucht. Dass die Schule (und die Schulbewegung) eine Ganzheit, eine Einheit sei, war ja ausdrücklich Steiners Impuls bei der Stuttgarter Gründung 1919. Er bringt es auf den Punkt in den berühmten Sätzen aus der Ansprache am Vorabend des ersten Lehrerkuses: „Ersatz für eine Rektoratsleitung wird geschaffen werden können dadurch, dass wir diesen Vorbereitungskurs einrichten und hier dasjenige arbeitend aufnehmen, was die Schule zu einer Einheit macht. Wir werden uns das Einheitliche erarbeiten durch den Kurs, wenn wir recht ernstlich arbeiten.“ Aus diesem Vorbereitungskurs wurden viele Kurse, dann eine Schulbewegung, die ihren Hintergrund in der als „Geisteswissenschaft“ verstandenen, im „freien Geistesleben“ sich betätigenden Anthroposophie findet. Dies ist also als „Ersatz“ nicht nur für eine „Rektoratsleitung“, sondern, was ihre einheitstiftende Kraft angeht, auch für eine staatliche Schulverwaltung anzusehen, nach dem Motto „anders, aber nicht schlechter“.

Insofern müsste hier (wo dieser „Ersatz“ lebt) nicht erst „gebündelt werden, was oftmals unverbunden nebeneinandersteht“. Waldorf hat seit ihrer Geburtsstunde ihren „Whole School Approach“ in sich. Deswegen finden viele innovative Elemente aus dem öffentlichen Schulbereich, hier die BNE, bei Waldorf offene Türen: Gerade weil das „Whole“ dann doch von anderswoher kommt, hat man kein Problem damit, alles zu prüfen und sich bei Bedarf das beste herauszupicken.

Woher kommt diese einheitstiftende Kraft? In den zitierten Sätzen begründet Steiner das ja nicht, und es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Soviel kann man andeuten, dass Einheit sich in Steiners „Geist“-Verständnis seit der frühen Schrift „Die Philosophie der Freiheit“ von selbst ergibt, im Vertrauen auf die andern Menschen und deren eigene Impulse, und keinesfalls aus einem Bekenntniszwang. Soweit es tatsächlich ein „Erfolgsmodell Waldorfschule“ gibt, im kleinen wie als Bewegung, liegt wohl tatsächlich eher diese Art von „Whole School“-Orientierung zugrunde, weniger Mess- und Überprüfungsinstrumente ~ die ja gerade ein „Bekenntnis“ zu den Zielen voraussetzen …

Aber Waldorf ist doch schon 100 Jahre alt? Das ist eine Frage der Wahrnehmung. Natürlich gibt es die Ebene der Wasserfarben- und Blümchen-Waldorf-Klischees, wie sie herumgereicht werden, bis Waldorfmenschen sie koketterweise selbst verinnerlichen. Doch unterhalb dieser ermüdenden Oberflächlichkeit kann man zur Genüge entdecken, welche zentrale Rolle innerhalb des geerbten Schatzes seit 1919 das Erarbeiten von „Zukunftskompetenzen“ zur Bewältigung von „Anforderungen einer sich ständig wandelnden Gesellschaft“, ja der persönliche Erwerb von „Ambiguitätstoleranz“ spielt.

Wenn ich groß bin …

Die Enkelin sang das Michaeli-Lied vor sich hin ~ und erinnerte damit an den 124. Geburtstag von Johanna Ruß, von der die Melodie stammt, am 24. September. Damit wir nächstes Jahr nicht den 125. vergessen, sei das hier festgehalten!


Schulfeiern …

… gibt es am kommenden Samstag, 27. September 2025, zeitgleich an den Waldorfschulen Oberberg (10.15 Uhr) und Siegen (10.00 Uhr). Entstanden als „Monatsfeiern“ mit Werkstattcharakter und als Besinnung auf den jahreszeitlichen Inhalt, dient dieses traditionelle Waldorf-Element auch heute noch dazu, dass die Kinder und Jugendlichen sich gegenseitig (und ihren Eltern) zeigen, was sie so machen. Aber als öffentliche Veranstaltungen sind sie auch eine Gelegenheit, Waldorfschulen einmal von innen kennen zu lernen!

Grundlagen der anthroposophischen Pädagogik

Bereits zum 5. Male in Folge gibt es das berufsbegleitendes Online- und Präsenz-Seminar „Grundlagen der anthroposophischen Pädagogik“ mit Antje Bek und Dr. Christoph Hueck. Start ist (online) am Montag 13. Oktober 2025, 19.30 – 21.00 Uhr, einen Schnupperabend (online) gibt es aber schon am Mittwoch, 1. Oktober 2025, 20 Uhr unter dem Titel „Was sind die Grundlagen einer zukünftigen Pädagogik? ~ Einführung in die Anthroposophische Pädagogik ~ Mit Fragenbeantwortung zum Online-Seminar​“. Näheres hier.

Tagung Förderpädagogik

Donnerstag 23. bis Sonntag 26. Oktober 2025, Goetheanum in Dornach, Schweiz: „Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten ~ Die Idee der Doppelnatur des Menschen als Arbeitsgrundlage“, eine Tagung der Pädagogischen Sektion am Goetheanum, zweisprachig auf Deutsch und Englisch. „Es sind Lehrpersonen, die individuell und in Gruppen Förderunterricht geben, als auch Lehrkräfte und Eltern eingeladen, die ihren Kindern, Schülern und Schülerinnen unterstützend in der Entwicklung und beim Lernen zur Seite stehen möchten.“ Näheres hier.

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